Aktuelles
16 Februar 2023
ZUSTELLER*INNEN WEHREN SICH GEGEN MASSENENTLASSUNGEN
SCHLIESSUNG VON ECOCARRIER BERLIN ANGEKÜNDIGT – UNMITTELBAR NACH DER BETRIEBSRATSWAHL
„Zero-Waste“-Unternehmen behandelt Zusteller*innen als Wegwerfartikel
Die Rechte der Arbeitnehmer bleiben im Kampf für ökologische Nachhaltigkeit auf der Strecke.
„Ich stand einmal mit dem UM-Lastenrad mitten auf der Straße und konnte es wegen mechanischer Probleme nicht bewegen, während ein Krankenwagen im Einsatz an mir vorbeikommen musste.“ ecoCarrier-Mitarbeiterin
BERLIN, DEUTSCHLAND, 15. FEBRUAR 2023 – 20 entlassene Arbeitnehmer kämpfen gegen Massenentlassungen im Dezember und Januar 2023.
Wir, die kürzlich entlassenen Fahrradzusteller der Berliner Niederlassung der ecoCARRIER AG und VeloCARRIER GmbH wehren uns, nachdem ein längerer Konflikt mit der Geschäftsführung in Massenentlassungen endete. Auch wenn sich die Unternehmen ein nachhaltiges und gerechtes Image auf die Räder schreiben, sind die Arbeitsbedingungen dort genauso schlecht, wenn nicht sogar schlimmer als bei Unternehmen wie Gorillaz.
Nachdem wir monatelang auf halb kaputten E-Cargo Fahrrädern unterwegs waren, massiv Überstunden ansammelten sowie fehlender Kommunikation und falschen Versprechungen ausgesetzt waren, beenden ecoCARRIER AG und VeloCARRIER GMBH jetzt angeblich alle Tätigkeiten in Berlin und kündigten die Verträge von über 20 Angestellten innerhalb eines Monats. Wir haben begonnen, uns selbst zu organisieren, verklagen jetzt die Unternehmen und veranstalten Proteste.
Wir ertrugen gefährliche und chaotische Arbeitsbedingungen: Unsere E-Bikes wurden nicht gewartet, was zu mehreren Unfällen führte. Aufgrund der immensen Arbeitsüberlastung sowie der fehlenden Kommunikation und Unterstützung durch das Management kündigten die ausgebrannten Niederlassungsleitungen. Anstehende Aufgaben des fehlenden Managements mussten von Angestellten übernommen werden, welche weder eingearbeitet noch dafür vergütet wurden. Das Unternehmen verzögerte die Aushändigung schriftlicher Verträge, die Bezahlung war unregelmäßig und Arbeiter*innen wurden illegalerweise aus dem Register der Krankenversicherung gelöscht.
Am 30. November besuchte uns der CEO des Unternehmens, Raimund Rassilier in Berlin. Er erklärte uns, dass die Probleme alle auf die frühere Zweigstellenleitung zurückzuführen seien und diese zum Januar 2023 durch die Neustrukturierung des Unternehmens gelöst werden würden. Außerdem versicherte er uns, dass die Zweigstelle Berlin vor Ort expandieren werde und unsere Arbeitsplätze gesichert seien.
Vier Wochen später: Die Massenkündigung der Angestellten. Den wenigen verbliebenen Arbeiter*innen wurde die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze versprochen.
Einige Wochen nach dieser ersten Welle von Kündigungen wurde eine Betriebsratswahl einberufen. Obwohl die Geschäftsleitung keine Liste der wahlberechtigten Arbeitnehmer vorlegte, nahmen alle Beschäftigten an der Wahl teil. Nachdem wir wiederholte Male die genannte Liste angefragt hatten, gab Rassilier telefonisch bekannt, dass die Niederlassung Berlin geschlossen werden würde. Die verbliebenen Beschäftigten erhielten ihre Kündigungsschreiben in den darauffolgenden Tagen.
Die Geschäftsführung hat 3 Forderungsschreiben ignoriert und verweigert jede Diskussion. Wir bringen nun unseren Fall an die Öffentlichkeit.
Übersicht der Ereignisse
- 09.01.2023 – Erstes Forderungsschreiben an die Unternehmensleitung, in welchem die Probleme im Unternehmen angesprochen und Abfindungen für alle entlassenen Mitarbeiter sowie eine Gehaltserhöhung für die verbleibenden Mitarbeiter gefordert wurden.
- 16.01.2023 – Zweiter Brief an die Geschäftsleitung, in dem angekündigt wird, dass die Beschäftigten nun FAU Berlin organisiert sind, mit dem Hinweis, dass wir bisher keine Antwort erhalten haben und dass wir unseren Fall in die Öffentlichkeit tragen werden.
- 10.02.2023 – Drittes Schreiben an die Geschäftsleitung mit der Information über die Absicht, die Öffentlichkeit zu informieren.
- 15.02.2023 – Offizielle Presseerklärung verschickt.
- 16.02.2023 – Erste gerichtliche Termine für die Kündigungsschutzklagen bei gegenseitiger Unterstützung
- 24.04.2023 – Demo/Kundgebung und Arbeitsgericht Berlin
Anstehende Veranstaltungen – Sie sind herzlich eingeladen!
Gerichtstermine am 16.02.23, 24.02.23, 02.03.23, 14.03.23, 24.03.23
- 16.02.2023 Arbeitsgericht Berlin
Treffen um 9:00
Magdeburger Platz 1, 10785 Berlin
Gerichtstermine von 9:40 bis 13:00
- 24.02.2023 Demo/Kundgebung und Arbeitsgericht Berlin
Treffen um 12:00, Magdeburger Platz 1, 10785 Berlin
12:40 Gerichtstermin
14:00 Fahrradfahrt zum Demonstrationsort vom Arbeitsgericht aus
15:15 Demonstration vor dem Verteilerzentrum Prenzlauer Berg (Lilli-Henoch-Straße 21, 10405 Berlin)
Wir laden Sie ein, an den kommenden Veranstaltungen teilzunehmen und stehen Ihnen gerne für Interviews zur Verfügung, sowohl auf den Veranstaltungen als auch zu jedem anderen geeigneten Zeitpunkt. Danke für Ihre Zeit und Aufmerksamkeit.
1 December, 2022
Psychische Gesundheit braucht gute Rahmenbedingungen – und zwar für Klientinnen sowie Psychotherapeutinnen!
Die Psychotherapeutinnen in Ausbildung (PiA) leiden durch die enorm gestiegenen Lebenshaltungskosten und die pandemiebedingte finanzielle und gesundheitliche Unsicherheit noch mehr als bisher unter ihren Arbeitsbedingungen. Die PiA der DGVT-Ausbildungszentrum Berlin für Psychologische Psychotherapie mit Psychotherapeutischer Ambulanz Berlin (MAPP Berlin GmbH) planen etwas bisher noch nie da Gewesenes: einen Aktionstag für bessere Arbeitsbedingungen am Institut! Mit den leeren Ambulanzen und der Info-/Fortbildungsveranstaltung vor dem Institut am 01.12.22 wollen die PiAs ein Zeichen setzen und ihrer Forderung nach einer faireren Honorierung Nachdruck verleihen.
Das ist revolutionär, da PiAs an den Ausbildungsinstituten (nach dem fünfjährigen Psychologiestudium) eine Doppelrolle haben: Einerseits gelten sie als selbstständig und können damit nicht den regulären Gewerkschaftsweg zu Tarifverhandlungen gehen. Andererseits gelten sie als weisungsgebunden. Das bedeutet, dass das Institut, die MAPP Berlin GmbH, sich gegenüber PiA verhält, als ob sie eine reguläre Arbeitgeberin sei – indem sie unter anderem willkürlich die Weitergabe des an sie gezahlten Krankenkassen-Honorars bestimmt. PiA tragen eine hohe Verantwortung für Ihre Patientinnen und müssen dennoch während ihrer Ausbildungszeit (mindestens 3,5 Jahren, in der Regel deutlich länger) unter Hartz-4 Niveau leben (über zwei Jahre Ambulanzzeit im Monat durchschnittlich ca. 600€). Und das nach einem jahrelangen Psychologiestudium.
Die PiA der DGVT Berlin (MAPP Berlin GmbH) fordern 52% der von den Kassen gezahlten Sätzen für ihre Arbeit. Obwohl 60% in einer Umfrage als angemessen empfunden werden, sind die Forderungen bereits als Kompromiss mit dem Ausbildungsinstitut angepasst worden.
Bisherige Schritte beinhalteten wiederholte Gespräche sowie den Vorschlag, die Einnahmen und Ausgaben der MAPP Berlin GmbH von einer unabhängigen Stelle begutachten zu lassen, um zu prüfen, ob eine höhere Vergütung der PiA möglich wäre. Bisher gestalteten sich die Verhandlungen schwierig. Dennoch konnte ein erster Erfolg erzielt werden – eine feste Weitergabe in allen psychotherapeutischen Leistungen von mindestens 45% (Anstatt wie bisher 45€ (von 103,87€) für eine Therapiesitzung). Dennoch bedeutet das für die PiA weiterhin keine effektive Verbesserung der Situation, da sie von diesem Honorar noch hohe Kosten für die Theorieausbildung, Supervision, Selbsterfahrung, etc. bezahlen müssen. Deshalb wir die Leitung nochmals aufgefordert, auf die Forderungen der PiA einzugehen.
Es würde die PiA sehr freuen, wenn Sie über das Vorhaben und die Umsetzung des Aktionstags berichten würden – aufgrund der bestehenden Abhängigkeit vom Institut – bitte unbedingt unter Wahrung der Anonymität der Ansprechpartnerinnen. Eine Offenlegung der Identität könnte für die Betroffenen massive Auswirkungen auf ihre Prüfungen am Institut haben.
Für weitere Details ist das Positionspapier der PiA der MAPP Berlin GmbH angehängt. Für Fragen stehe ich gern zur Verfügung und vermittle nach Bedarf gern Ansprechpartnerinnen.
Es würde mich freuen, von Ihnen zu hören.