1 December, 2022

Die Psychotherapeutinnen in Ausbildung (PiA) leiden durch die enorm gestiegenen Lebenshaltungskosten und die pandemiebedingte finanzielle und gesundheitliche Unsicherheit noch mehr als bisher unter ihren Arbeitsbedingungen. Die PiA der DGVT-Ausbildungszentrum Berlin für Psychologische Psychotherapie mit Psychotherapeutischer Ambulanz Berlin (MAPP Berlin GmbH) planen etwas bisher noch nie da Gewesenes: einen Aktionstag für bessere Arbeitsbedingungen am Institut! Mit den leeren Ambulanzen und der Info-/Fortbildungsveranstaltung vor dem Institut am 01.12.22 wollen die PiAs ein Zeichen setzen und ihrer Forderung nach einer faireren Honorierung Nachdruck verleihen.

Das ist revolutionär, da PiAs an den Ausbildungsinstituten (nach dem fünfjährigen Psychologiestudium) eine Doppelrolle haben: Einerseits gelten sie als selbstständig und können damit nicht den regulären Gewerkschaftsweg zu Tarifverhandlungen gehen. Andererseits gelten sie als weisungsgebunden. Das bedeutet, dass das Institut, die MAPP Berlin GmbH, sich gegenüber PiA verhält, als ob sie eine reguläre Arbeitgeberin sei – indem sie unter anderem willkürlich die Weitergabe des an sie gezahlten Krankenkassen-Honorars bestimmt. PiA tragen eine hohe Verantwortung für Ihre Patientinnen und müssen dennoch während ihrer Ausbildungszeit (mindestens 3,5 Jahren, in der Regel deutlich länger) unter Hartz-4 Niveau leben (über zwei Jahre Ambulanzzeit im Monat durchschnittlich ca. 600€). Und das nach einem jahrelangen Psychologiestudium.

Die PiA der DGVT Berlin (MAPP Berlin GmbH) fordern 52% der von den Kassen gezahlten Sätzen für ihre Arbeit. Obwohl 60% in einer Umfrage als angemessen empfunden werden, sind die Forderungen bereits als Kompromiss mit dem Ausbildungsinstitut angepasst worden.

Bisherige Schritte beinhalteten wiederholte Gespräche sowie den Vorschlag, die Einnahmen und Ausgaben der MAPP Berlin GmbH von einer unabhängigen Stelle begutachten zu lassen, um zu prüfen, ob eine höhere Vergütung der PiA möglich wäre. Bisher gestalteten sich die Verhandlungen schwierig. Dennoch konnte ein erster Erfolg erzielt werden – eine feste Weitergabe in allen psychotherapeutischen Leistungen von mindestens 45% (Anstatt wie bisher 45€ (von 103,87€) für eine Therapiesitzung). Dennoch bedeutet das für die PiA weiterhin keine effektive Verbesserung der Situation, da sie von diesem Honorar noch hohe Kosten für die Theorieausbildung, Supervision, Selbsterfahrung, etc. bezahlen müssen. Deshalb wir die Leitung nochmals aufgefordert, auf die Forderungen der PiA einzugehen.

Es würde die PiA sehr freuen, wenn Sie über das Vorhaben und die Umsetzung des Aktionstags berichten würden – aufgrund der bestehenden Abhängigkeit vom Institut – bitte unbedingt unter Wahrung der Anonymität der Ansprechpartnerinnen. Eine Offenlegung der Identität könnte für die Betroffenen massive Auswirkungen auf ihre Prüfungen am Institut haben.

Für weitere Details ist das Positionspapier der PiA der MAPP Berlin GmbH angehängt. Für Fragen stehe ich gern zur Verfügung und vermittle nach Bedarf gern Ansprechpartnerinnen.

Es würde mich freuen, von Ihnen zu hören.