G-8-Gegner »kein Verhandlungspartner«
Von Florian Möllendorf
Am heutigen Donnerstag will die Betriebsgruppe der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) des Berliner Traditionskinos Babylon im Bezirk Mitte vor dem Filmtheater für bessere Arbeitsbedingungen und einen Tarifvertrag für die Beschäftigten demonstrieren. Mit der Aktion will die Gruppe den Druck auf die Geschäftsleitung erhöhen, sich endlich an den Verhandlungstisch zu setzen. Anfang Juni hatte die FAU dem Management des Kinos einen Entwurf für einen Haustarifvertrag vorgelegt. Darin fordern die Beschäftigten unter anderem höhere Löhne, Feiertags- und Nachtzuschläge sowie die Umwandlung aller befristeten in unbefristete Verträge. Allerdings weigert sich die Geschäftsleitung zu verhandeln. »Die FAU ist nicht tariffähig, weil sie vom Verfassungsschutz beobachtet wird«, erklärte Timothy Grossman, Geschäftsführer des Babylon, auf jW-Nachfrage am Mittwoch. Außerdem habe sich die Gruppe an den Protesten gegen den G-8-Gipfel 2007 in Rostock bzw. Heiligendamm beteiligt. »Eine solche Organisation ist für das Babylon Mitte kein Verhandlungspartner«, betonte Grossman.
Daß die Linkspartei ebenfalls regelmäßig Erwähnung in Verfassungsschutzberichten findet, scheint das Management indes nicht daran zu hindern, jedes Jahr mehrere hunderttausend Euro Subventionen vom SPD-Linke-Senat anzunehmen. Die FAU-Betriebsgruppe bemüht sich seit Monaten um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Nicht nur, daß die Löhne nach FAU-Angaben mit acht Euro pro Stunde für Filmvorführer sehr niedrig ausfielen. Mitarbeiter und Betriebsrat hätten zur Durchsetzung ihrer Rechte schon mehrmals rechtliche Schritte einleiten müssen. An mangelndem Problembewußtsein kann es kaum liegen, daß die Forderungen der Betriebsgruppe von der Geschäftsleitung immer wieder zurückgewiesen wurden. Auf einer Betriebsversammlung hätte Theaterleiter Jens Mikat vor kurzem eingeräumt, daß die Löhne auf einem so niedrigen Niveau seien, daß die Mitarbeiter nur knapp über den Hartz-4 Satz kämen, erklärte die FAU.
Quelle: Junge Welt, 25.06.2009.