Kino entlässt Gewerkschafter
(ND-Meyer). Im Kino Babylon in Mitte wurde ein Mitarbeiter gekündigt nach Angaben des Betriebsrates, weil er in den Augen der Geschäftsführung der Arbeit in dem Kino »körperlich nicht gewachsen sei«. Zudem hätten bei der Kündigung von Benoit Robin »sprachliche Probleme« eine Rolle gespielt. »Wir haben der Kündigung nicht nur nicht zugestimmt, sondern schriftlich widersprochen«, sagt der Betriebsratsvorsitzende Matthias Schulz. In der Arbeitnehmervertretung ist man der Meinung, der Vorführer musste gehen, weil er gewerkschaftlich engagiert und aktiv ist.
Die anarchosyndikalistische Gewerkschaft Freie ArbeiterInnen Union versucht für das Haus einen Tarifvertrag zu erstreiten und hat im Rahmen der Berlinale im Februar eine Lohnerhöhung wegen Mehrbelastungen und Überstunden für die Dauer des Festivals gefordert vergebens. Mehrere Kolleginnen und Kollegen hätten sich in den letzten Monaten der FAU angeschlossen, weil sie keine andere Möglichkeit sähen, ihre Rechte durchzusetzen, so Schulz.
Der jetzt Gekündigte habe im Vorfeld einer Berlinale-Preisverleihung für eine FAU-Kundgebung vor dem Kino Flugblätter verteilt, am Tag der Verleihung selber aber normal seinen Dienst versehen. Auch die in der Kündigung erwähnten Sprachprobleme sieht Schulz so nicht. »Benoit spricht fließend Französisch und Englisch und sein Deutsch ist so gut, dass es in den fünf Monaten, die er hier arbeitet, keinerlei Probleme gegeben hat.« Dem Betriebsrat seien jetzt aber die Hände gebunden. Benoit Robin empfiehlt Schulz den Gang vors Arbeitsgericht.
Die FAU hatte ihrerseits der Geschäftsführung des Babylon eine Frist bis zum 16. März gesetzt, die Kündigung zurückzunehmen, was aber nicht geschehen ist. Große Chancen vor dem Arbeitsgericht gebe es wohl nicht, sagt Hansi Oostinga von der Berliner FAU. »Die Sache hat rechtlich wenig Chancen, weil Benoit Robin eine Woche bevor der Kündigungsschutz greift, gekündigt wurde.« Nach dem Gesetz ist das nach sechs Monaten Betriebszugehörigkeit der Fall. Die FAU prüfe aber derzeit mit ihrem Anwalt das weitere Vorgehen. »Wir werden auf jeden Fall den öffentlichen Druck erhöhen«, so Oostinga. Im Rahmen einer E-Mail- und Fax-Kampagne ruft die FAU dazu auf, sich an die Geschäftsführung des Babylon zu wenden. Auf einer eigens eingerichteten Website kann zudem eine Solidaritätserklärung unterschrieben werden. Auch über weitere Kundgebungen und Protestaktionen denkt die FAU nach.
Das Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz war wegen fragwürdiger Kündigungen mehrfach in die Schlagzeilen geraten (siehe ND vom 22. Januar). Der Geschäftsführer Timothy Grossman hatte die Vorwürfe indes stets zurückgewiesen. Zuletzt hatte ein im August letzten Jahres gekündigter Mitarbeiter vor dem Arbeitsgericht recht bekommen und bekam Lohn nachgezahlt.
Weitere Infos: prekba.blogsport.de
Quelle: Neues Deutschland, 20.03.09