Abschied von Andreas
Andreas stand seit den Wendejahren in Kontakt mit der FAU in Berlin und Brandenburg, zeitweise sogar Mitglied bewahrte er sich allerdings immer eine gewisse Distanz. Er sparte auch nicht an Kritik an so mancher absurden Kapriole, die eine junge, bei null ansetzende Initiative bisweilen schlug, während sie versuchte, an die historischen Vorbilder, die zeitlebens den Fokus von Andreas Forschung bildeten, anzuschließen. Er erhob ähnlich hohe Ansprüche an den Versuch, eine aktuelle libertäre ArbeiterInnenbewegung aufzubauen, wie an seine eigene wissenschaftliche Arbeit. Defätistisch wurde er dabei nicht. Im Gegenteil: seine kritische Haltung fußte auf gegenseitigem Respekt und einem gemeinsamen Projekt. Er war stets bereit, sein Wissen zu teilen, war Ansprechpartner für viele Fragen, führte über die Jahre unzählige Veranstaltungen mit der FAU durch und freute sich immer mit GenossInnen zu diskutieren. Wenn die Gelegenheiten hierzu mal zu rar gesät waren, initiierte er sie notfalls auch selbst. Der Abschied am Freitag war ein trauriger, aber auch würdevoller. Er zeigte uns nochmal den im positiven Sinne eigenartigen und vielseitigen Menschen, der er war: den Gewichtheber, den Bierkutscher, den Historiker, den Aktivisten der Wendezeit, den Familienvater, den Pfeifenraucher, den Liebhaber guten Essens und harter, schwedischer Musik. Er wird uns fehlen.